Deutsche Nationalbibliothek – Existenzbedrohung für Web-Publisher

Nach Aufforderung unter Androhung von Zwangsgeld (sog. Pflichtablieferungsverordnung, Gesetz über die Deutsche Nationalbibliothek) reichte ich 2007 an die Deutsche Nationalbibliothek eine Website mit ca. 3000 Seiten (froufrou.de – Informationsportal zu Schmuck) ein.

Archivseiten der Nationalbibliothek im Google Index

Womit damals niemand rechnete: Die Archivseiten der Nationalbibliothek sind für Google indizierbar und erscheinen bei der Google-Suche. Die Links zur entsprechenden DNB-Archivseite tauchen bei Google oft zusammen mit der Originalseite auf …

… und manchmal sogar höher gerankt als die Originalseite. In einzelnen Fällen wurde die Originalseite zugunsten der Archivseite sogar vollständig aus dem Google Index verdrängt.

Das ist natürlich der Alptraum von Online-Publishern und SEO-Managern – und de facto eine Enteignung von Webseiten. Auf jeden Fall geht auf diese Weise ein Großteil des Traffics verloren, was – je nach Geschäftsmodell – zwangsläufig Umsatzeinbußen bzw. Verluste von Werbeeinnahmen bedeutet.

Meine Aufforderung an die DNB, die Indizierung meiner Archivseiten durch Google zu stoppen (eine einfache Anweisung in robots.txt würde dazu ausreichen) oder meine Archivseiten zu löschen, wurde abgelehnt.

Wir beeinflussen allerdings nicht, wie Ihre Veröffentlichungen über Google gefunden werden; das könnten Sie meines Wissens teilweise durchaus selbst beeinflussen. […] Durch unsere bibliografischen Angaben wird übrigens auf Ihre Website verwiesen, wir stellen ja keine Konkurrenz zu Ihnen dar. Wir können aufgrund unseres gesetzlichen Auftrages Ihre Webseiten auch nicht löschen.

Ich verkneife mir jeglichen Kommentar zur fachlichen Kompetenz dieser Mitteilung.

Mehrere Juristen rieten mir inzwischen davon ab, im Alleingang mit juristischen Mitteln gegen die Deutsche Nationalbibliothek (also Verwaltungsrecht) vorzugehen und ermutigten mich, einen Berufsverband für eine Verbandsklage zu gewinnen. Hilfreiche Tipps und Mitstreiter willkommen.

Datensammelwut der Deutschen Nationalbibliothek

A propos – Der Innenausschuss des Bundestags hat am vergangenen Mittwoch „die Vielzahl der Datenverarbeitungen und das unaufhörliche Anwachsen von Datenbeständen“ kritisiert. Dann sollte er doch mal gleich mit gutem Beispiel vorangehen und einen Stopp der sinnlosen Datensammelwut der Deutschen Nationalbibliothek empfehlen.

Und noch ein Tipp: Mit einem Bruchteil der Kosten könnte man alternativ auch die Arbeit des gemeinnützigen Internet Archive („Wayback Machine“ – archive.org) unterstützen. Zumindest könnte man dort mal nachschauen wie es richtig geht, denn die machen Internet-Archivierung um einiges professioneller und billiger.

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Über Marc Stenzel

Marc Stenzel ist Inhaber der New Media Agentur media deluxe sowie freiberuflich als Marketing- und Projektmanager Online, Dozent und Fachjournalist (DFJV) tätig. Marc Stenzel bloggt hier über aktuelle Themen aus dem fachlichen und räumlichen Umfeld des Unternehmens - mal sachlich, mal humorvoll:
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Eine Antwort zu “Deutsche Nationalbibliothek – Existenzbedrohung für Web-Publisher”

  1. Michel sagt:

    Ich bin total überrascht darüber, wie ist denn da die aktuelle Lage ? Kaum einer den ich kenne sendet seinen Blog dort ein.